27.08. Dienstag (Route 500)
Kaum war das Zelt am windgeschützten Platz, wurde es windstill – war ja klar! Dafür fing es an zu regnen, und das die ganze Nacht lang . . . Am Morgen packten wir unser pitschnasses Zelt zusammen, und setzen unseren Weg auf der Route 500 Richtung Ullapool fort. Die einspurige Straße führte uns bergauf – bergab mit vielen Kurven durch eine fantastische Landschaft aus Heide, Moor und Felsen. Unser erstes Ziel war der „Old Man of Stoer“, eine Felsnadel direkt vor der Steilküste.
Auf halber Strecke sahen wir ein einladendes Hinweisschild auf einen Kerzen-Shop mit Café. Da Karin auf dem Campingplatz keinen Kaffee und Micha kein Frühstück bekommen hatte, war es höchste Zeit für einen Stopp. Wir parken und latschen die 50m zum Café, vorne ein Verkaufsraum für Körperpflegeprodukte und dahinter ein schöner kleiner Garten mit kleinen Tischen. Es gibt Kaffee und kleine Snacks, also bestellen wir was. Karin studiert ungefähr 10 Minuten die ca. 6 qm Verkaufsauslage und ich überlege am Tisch draussen woran es denn liegen könnte das uns hier keine Fliegen nerven. Karin kommt zu dem Schluß, dass alles viel zu teuer ist und ich, das es entweder am Maschendraht um den Garten oder dem Geruch aus dem Verkaufraum liegen kann. Wie auch immer, es ist ganz hübsch hier und wir haben etwas gefrühstückt.
Etwa 300m weiter gab es noch einen netten Viewpoint „Drumbeg“, an dem ein entspanntes Schaf ein Nickerchen machte. Leider ist bei dem diesigen Wetter der Ausblick nicht ganz so toll.
Nun war es nicht mehr weit zum „Old Man of Stoer“, den man laut Reiseführer über einen kurzen Pfad erreichen könne. Vorsichtshalber fragten wir noch einmal nach dem Weg, eine Gruppe Briten, die ebenfalls zur Steilküste wollten, zeigte uns die Richtung und machte sich selbst dorthin auf den Weg. Nach einer kurzen Stärkung im Auto zogen wir die Wanderschuhe und die Regenjacken an und folgten der Gruppe, die kaum noch zu sehen war. Es begann mit einem nassen Feldweg, und ein Audi-Fahrer, der die Strecke wohl nicht laufen wollte fährt an uns vorbei über die Kuppe. Nach wenigen Minuten kommt er uns allerdings auch schon wieder im Rückwärtsgang entgegen, der Weg war wohl doch nicht so toll. Als wir dann über die Kuppe kommen, sehen wir das Elend auch schon in Form von etlichen Schwimmbadgroßen Pfützen vor uns liegen. Der „Weg“ wird immer schlechter und wir springen meist von Stein zu Stein oder auf die großen Grasbüschel. Was tut man am Dienstagmorgen nicht alles für einen guten Ausblick. Auf Höhe eines Sees verwandelt sich der Weg endgültig in eine Sumpflandschaft und wir weichen in Richtung einer Höhe in die Heide aus, schlimmer kann es eigentlich nicht werden. Anfangs geht es auch ganz gut, aber als wir über die Höhe hinüber sind stehen wir vor einer abgetorften Ebene. Das bedeutet, es gibt hohe Stellen, die beim Torfstechen stehen geblieben sind, wo es relativ wenig naß ist, und tieferen Stellen, deren Feuchtigkeitsgrad zwischen vollgesaugtem Schwamm und offener Wasserfläche variiert. Das Ganze ist so ein bißchen wie im Labyrinth, nur halt mit naß. Aber unserem eigentlichen Ziel, der Steilküste, nähern wir uns nicht. Wie auch immer, nach einiger Zeit kommen wir mit nassen Hosenbeinen wieder auf den alten Weg und freuen uns, das es hier wenigstens Steine gibt auf denen man nicht einsinkt. Kaum haben wir uns gefreut, endet der Weg abrupt und wir stehen wieder vor dem Moor. Da die anderen vor uns weiter gegangen sein müssten und weit entfernt auf dem Hügel Menschen zu sehen sind, gehen auch wir weiter. Mit dem Ergebnis, das der ganze Mist von vorne los geht. So kommen wir zwar bis an die Küste, aber es ist weder dieser blöde „Old Man of was weiß ich“, noch ein halbwegs vernünftiger Weg zu sehen. Also halten wir eine 2 sekündige Beratung ab und suchen unseren Weg zurück zum Auto. Da es nun eh schon egal ist, laufen wir wieder quer durch die Pampa bis wir auf den Feldweg treffen und patschen zurück bis zum Auto. Super 2 Stunden Aktion für nichts außer nasser Schuhe und Hosenbeine.
Mit der Heizung auf volle Kraft in den Fußraum, um die Schuhe zu trocknen, und halb offenen Fenstern, um uns vor dem Hitzetod zu retten, fahren wir weiter in den schönen diesigen Tag. Karin hat seit Tagen keinen Heuschnupfen mehr und ich denke darüber nach zu Hause im Hof auch ein Moor anzulegen, wenn das so gut hilft. Straße und Landschaft sind vom Fahrersitz aus gesehen ein Traum, man sollte halt bloß nicht drin rumlaufen. Nach ein paar Kilometern erreichen wir Loch Assynth mit dem Ardvreck Castle. Die Ruine steht auf einer Halbinsel und gegenüber liegt ein Wasserfall. Da der Weg bis zur Ruine überschaubar ist und alle Besucher mit trockenen Hosen zurück kommen, lasse ich mich überreden auszusteigen. Wir schauen uns also Castle und Wasserfall an und machen uns dann auch recht zügig weiter.
Wir wollen nach Ullapool, damit der C-Max neue Reifen bekommt, die sind nämlich auch ganz naß geworden. Auch müssen wir uns noch eine Bleibe suchen, was wohl schwierig wird weil laut Booking.com und AirBnB-Apps alles, was bezahlbar ist, ausgebucht ist. Direkt am Ortseingang folgen wir einem Hinweis auf eine Bosch-Garage, die auch direkt vor uns auftaucht. Auch ein Reifendienst gehört dazu , also gehen wir rein, und das freundliche Fräulein hinterm Tresen macht uns auch ein akzeptables Angebot für den nächsten Tag. Karin ist schon halb raus, da frage ich nochmal auf blöd nach einer Unterkunft am Ort, und -Schwubs- wird der Chef vom Fräulein wach. Wir sollten doch mal auf Booking.com suchen, ja wie, das gibt es doch nicht… brabbel brabbel brabbel. Also am Ende vom Hin und Her hat er selbst 2 Zimmer ca. 150m entfernt, die frei sind und eigentlich auf Booking.com hätten zu finden sein sollen, es aber nicht sind, was ihn mächtig ärgert und uns mächtig freut. Ich versuche noch, einen Sonderrabatt von wegen „4 Reifen und eine Nacht frei“ rauszuhandeln, aber der Geizhals erlässt uns nur die Buchungsgebühr. So, 17Uhr und alle Probleme gelöst, wir fahren mal durch die Stadt und gehen einkaufen, dann ist für heute Schicht im Schacht.